Digital Leadership für Destinationen. Was sind die ersten Schritte?
Wer Digitalisierung sagt, sollte auch Digital Leadership sagen. Denn eine digitale Führungskultur ist die Basis einer digitalen Destination. Theoretisch ist das den Meisten schon bekannt, doch was genau steckt in der Praxis dahinter? Wie kann ich Digital Leadership erfolgreich in meiner Destination implementieren? In diesem Blogartikel haben wir die ersten Schritte für Sie zusammengefasst.
Letzten Endes ist es bei der Digitalisierung wie in so vielen Situationen – “einfach machen“ ist das Schlüsselwort. Denn die digitale Transformation beginnt mit der geistigen Haltung, dem Mindset. Die Führungskräfte und alle zuständigen Gremien müssen den Beschluss fassen, sich zu digitalisieren.
Digitalisierung muss oberste Priorität haben
Das Wichtigste dabei ist der Wille zur Veränderung. Denn wenn man nicht bereit ist, etwas zu verändern, dann wird sich auch nichts ändern. Änderung bedeutet, etwas Gewohntes und bislang als wichtig Erklärtes sein zu lassen bzw. anders anzupacken. Digitalisierung kann nicht funktionieren, wenn man das Thema zusätzlich zu allen anderen Aufgaben angeht und auf Tische diverser Mitarbeiter legt. Man muss der Materie oberste Priorität zuweisen, sonst kann die digitale Transformation nicht gelingen. Das bedeutet nicht, dass man „alles Andere“ ab sofort sein lassen muss. Aber man muss ab jetzt alles anders machen, nämlich in erster Linie digital. Darauf aufbauend kann man dann Prozesse und Aufgaben digital bedienen, die vorher analog bearbeitet wurden.
Digitalisierung ist Chefsache
Wenn der Chef das Thema nicht versteht, nicht ernst nimmt und dann an jemanden delegiert, nur um es vom Tisch zu haben, dann wird Digitalisierung nicht gelingen. Natürlich muss die Führungskraft in der praktischen Umsetzung nicht alles selbst machen. Aber sie muss erkennen, dass das Thema oberste Priorität hat und sich alles andere unterordnen muss. Es geht für Digital Leader darum, die Veränderung einzuleiten, die Mitarbeiter mehr zu coachen als zu führen, mehr zu ermöglichen als zu bestimmen und mehr Prozesse als Aufgaben zu steuern. Versteht die Führungskraft die Relevanz nicht und weigert sie sich, die Aufgabe des „Digital Leaders“ zu übernehmen, ist es an der Zeit, über einen Führungskräftewechsel nachzudenken. In diesem Fall ist dann die Politik gefragt, wenn dort jemand ist, der das Thema versteht.
Für eine erfolgreiche Digitalisierung müssen alle Ressourcen gebündelt werden. Dafür müssen meist Silos aufgebrochen werden, das heißt, dass es keine einzelnen Abteilungs- und Projektbudgets bzw. Verantwortlichkeiten mehr geben darf. Alle Abteilungen, Budgets und Projekte müssen zukünftig auf dasselbe Konto einzahlen. Dazu müssen Strukturen und Prozesse angepasst werden. Diese Umorganisation erfordert Mut und Standhaftigkeit, denn die meisten Menschen neigen dazu, erst einmal an den lieb gewonnenen Gewohnheiten festzuhalten und fürchten auch sehr schnell um ihren Job, wenn sich Verantwortlichkeiten verschieben. Die neue Aufgabe des Digital Leaders ist nicht nur die Umgestaltung der Organisation und Ermöglichung der Digitalisierung, sondern gleichzeitig die Motivation der Mitarbeiter zur Mitarbeit. Dazu gehören ausreichendes Coaching und entsprechende Weiterbildung der Mitarbeiter, genauso wie der Abbau von Ressentiments und Existenzängsten bei den Mitarbeitern. Reicht Motivation allein nicht aus, müssen die Mitarbeiter notfalls zum Einsatz gezwungen werden – Digitalisierung muss dann eben eine Ansage des Vorgesetzten sein.
Neben den Mitarbeitern muss die Führungskraft alle anderen Stakeholder und Leistungsträger in der Destination zur Mitarbeit motivieren. Eine Destination ist ja keine alleinstehende, autark funktionierende Institution, die ein Produkt vermarkten und die Leistung auch erfüllen kann, sondern eine Gemeinschaft aller am touristischen Erlebnis beteiligten Organisationen und Leistungsträger vor Ort. Dieses Verständnis muss bei allen Beteiligten hergestellt werden und es muss ein orchestrales Zusammenspiel organisiert werden. Das touristische Erlebnis eines Gastes ist das Gesamterlebnis aller Leistungen. Dies gilt gleichermaßen für das digitale Erlebnis vor, während und nach dem Urlaub wie für die Servicequalität vor Ort. Ein Gast unterscheidet auch nicht zwischen digitalen und realen Leistungen. Das Motivieren der lokalen Player vor Ort zum Mitmachen bei einem gemeinschaftlichen, digitalen und realen Produkt und das Managen des gesamten Gäste-Erlebnisses ist die Haupt-Aufgabe der touristischen Organisationen in der Zukunft. Dabei gehen manchmal neben dem Überzeugen und gut zureden die Steuerungsmöglichkeiten nur über die Politik und notfalls über die Geldmittel, die nur noch ausgegeben werden dürfen, wenn diese dem Zweck der Digitalisierung dienen.
Digital Leadership ist auch Themenfokus der diesjährigen Outdooractive Conference, der Branchenveranstaltung für den digitalen Tourismus. Im gleichnamigen Forum halten namhafte Referenten Impulsvorträge. Sie hinterfragen das Thema Digital Leadership aus unterschiedlichen Perspektiven und geben praxisorientierte Tipps für erfolgreiche Strategien. Alle Informationen dazu haben wir Ihnen in diesem Artikel zusammengefasst.
Ich habe in meinem Leben schon viele digitale Konzepte gesehen, mit dem letztendlich große Unternehmen vor lauter Übermut, Millionen in den Sand gesetzt haben, nur weil ein paar junge Diditalfuzzis meinten, sie müssen alles auf eine Karte setzen. Und genau das ist der falsche Ansatz. Die Digitalisierung kann nur eine begleitende Maßnahme sein, sonst funktioniert sie nicht. Am Ende steht nämlich immer noch der „analog“ denkende und fühlende Mensch
Lieber Herr Schäffler,
was Sie schreiben kann ich gut verstehen. Digitalisierung bedeutet immer auch Veränderung und Veränderungen machen oft Angst oder sorgen für Unsicherheiten.
Ich sehe aber sowohl den von Hartmut Wimmer beschriebenen Ansatz als auch Ihre Bedenken überhaupt nicht im Widerspruch.
Die Digitalisierung ist nämlich genau DAS Mittel zum Zweck, um dem Menschen im immer im Mittelpunkt, dem Gast im Focus das zu ermöglichen, was er sich wünscht Information, Inspiration oder was auch immer…
Es gibt nicht die Entscheidung zwischen „digital oder Mensch“… Die Digitalisierung dient der Erfüllung menschlicher Bedürfnisse. Je besser ihr dies gelingt, umso erfolgreicher ist sie.