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Sportartikelbranche wird digital

Eines gleich vorweg: Die Veranstaltung ISPO Digitize Summit ist eine sehr junge Veranstaltung und noch nicht vergleichbar mit den etablierten Messen wie der ISPO selbst oder anderen Fachmessen. Aber man erkennt hier den Beginn einer Kraft, die die Standard-Güter-Verkaufsmessen in den Schatten stellen wird.

Noch ist nicht von jedem vorgestellten digitalen Einzelteil der tiefere Sinn erkennbar, denn wer braucht schon Schuhe oder Fitnessgeräte, die mit dem Internet verbunden sind? Und wie sich die gesamte eSports-Branche (Computerspiele mit Wettkampfcharakter) in die restliche Sportwelt integriert, ist mir auch noch nicht so ganz klar. Aber bei genauem Hinsehen gibt es echt coole Dinge, die sich auf jeden Fall durchsetzen und entweder das Leben leichter machen oder gleich die bisherigen Gewohnheiten auf den Kopf stellen werden. Nachfolgend kommen ein paar Dinge, die mich beeindruckt haben:

 

  • Standard-Online-Shops waren gestern. Die Digitalisierung der Produkte geht viel weiter: Die Artikel sind Zeit ihres Lebens mit der Datenbank verbunden. Das digitale Preisschild kann – zentral gesteuert – über alle Kanäle hinweg Preisänderungen und Rabattaktionen einheitlich anzeigen, egal wo sich der Artikel gerade befindet. Per NFC-Chip kann sich der User/Käufer die Produktbeschreibung mit Bewertungen und Preisvergleichen am Smartphone anschauen. Und auch kaufen, denn wenn der Artikel schon auf dem Display des Smartphones ist, macht das Anstehen an der Kasse keinen Sinn mehr, da kann man auch gleich auf den Bezahlen-Knopf drücken und an der Kasse mit einem freundlichen Gruß vorbeimarschieren. Nach dem Kauf hat der User/Käufer ein Profil bei den Marken und durch die Verbindung mit dem Artikel eine Kaufhistorie, mit der Garantiefälle genauso einfach abgewickelt werden können wie Pflegehinweise für den Artikel im richtigen Moment aufscheinen. Und natürlich können dem User/Kunden immer bessere Vorschläge gemacht werden, welche Produkte zu ihm passen. Diese Digitalwelten werden von den fortschrittlichen Brands selbst programmiert werden, aber in der Regel werden die digitalen Services von SaaS-Dienstleistern (Software-as-a-Service) übernommen, die an alle anderen vorhandenen oder zukünftigen Systeme andocken und sich darum kümmern werden, dass alle Daten fließen. Durch diese Dienstleister im Hintergrund werden die Userdaten auch Brand-übergreifend gesammelt und die Services können dadurch noch besser werden.

 

  • Markenshops neben Online-Shops neben dem stationären Fachhandel. Was lange Zeit als undenkbar galt und wovor viele Spezialisten gewarnt haben, das ist heute bereits Realität. Die Konkurrenz der Systeme ist natürlich vorhanden und alle buhlen um den gleichen Kunden, aber alle haben ihre Daseinsberechtigung. Der User entscheidet. Und die Entscheidungsgründe sind vielfältig, letztlich geht es um die persönliche Convenience eines jeden Einzelnen. Vielfach vernetzen sich die Systeme ohnehin schon und helfen sich gegenseitig. Wenn der Artikel nicht in der richtigen Größe oder Farbe im Laden ist, kann er nach Hause geliefert werden und wenn man sich im Online-Shop nicht sicher ist, kann man den Artikel im nächstgelegenen Laden anschauen.

 

  • Produkte werden immer mehr im Erlebnis-Kontext präsentiert und gekauft. So wie ein Fachverkäufer in einem guten Einzelhandel im Gespräch dem Kunden genau die passende Spezialausrüstung verkaufen kann, wenn dieser sich auf eine Radreise vorbereitet oder auf eine mehrtägige Hüttenwanderung, wird die passende Ausrüstung immer zielgerichteter bei den digitalen „Experiences“, also beim Content empfohlen. Die Outdoor-und Sportplattformen helfen mit den bereits bei ihnen vorliegenden Daten über die User/Kunden, die richtigen Produkte im richtigen Kontext zu zeigen. Ausrüstungstests linken gleich zu den Preisvergleichsportalen und Blogger scheiben über ihre Lieblingsgegenstände, die auch gleich zum Kauf angeboten werden.

 

  • Sport, Fitness, Gesundheit, Erlebnis. Diese Dinge können nicht mehr getrennt betrachtet werden. Den Menschen und sein digitales Profil gibt es nur einmal. Derzeit sind das noch alles ganz getrennte Welten und man hat ganz viele digitale Profile. Doch diese große Komplexität wird nicht akzeptiert. Wer sich also digital aufstellen will, muss seine Produkte und Services mit ganz vielen anderen Plattformen vernetzen.

 

Was wir daraus für den Tourismus lernen können: Die Welt wird digital, der Tourismus muss das auch werden. Und die Welten verschmelzen, das Urlaubserlebnis ist auch gleichzeitig ein Shopping-, Fitness- und Gesundheits-Erlebnis. Genauso müssen auch die digitale Welt und das ganze Management vor Ort aufgestellt werden.

 

Es hat Spaß gemacht, bei meinem Vortrag/Workshop einmal völlig andere Leute dabei zu haben. Und wir werden weitermachen mit der Zusammenführung aller am Tourismus Beteiligten, dazu zählt auch die Sportartikel-Welt – jetzt erst recht, nachdem sie nun auch digital wird. Nächstes Jahr sind wir wieder dabei.