Wie man Konflikte mit Mountainbikern verhindert
Mountainbike-Fahren ist ein etablierter Trendsport, der sich steigender Beliebtheit erfreut. Die Zahl der aktiven Mountainbiker ist in den vergangenen 4 Jahren um 11% gestiegen (Quelle: Statista). In vielen Destinationen führt diese Entwicklung zu steigenden Konflikten mit den Wanderern und lokalen Stakeholdern (z.B. Waldbesitzer, Jäger oder Grundstückseigentümer). Viele Trails befinden sich außerhalb des offiziellen Wegenetzes und führen durch von der Destination ungewollte Gebiete. Durch Community-Portale werden Toureninformationen dann verbreitet, ohne Rücksicht auf lokale Regelungen und Bedürfnisse. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie dieser Entwicklung entgegen wirken können.
Fakt ist, dass Wanderer und Mountainbike-Fans ihre Touren und Trails auf Community-Portalen (z.B. outdooractive.com, koomot, gpsies, bikemap, strava, usw.) einstellen, um sie dort mit tausenden Anderen zu teilen. Wenn es für die Mountainbiker in der Destination kein offizielles und attraktives Wege-Angebot gibt, suchen sie sich eigene Trails und veröffentlicht diese. Je öfter diese Touren dann geklickt und durchgeführt werden, desto stärker werden sie von der Community als Angebot (oft auch unbewusst als offizielles Angebot) etabliert und auch auf digitalen Karten und Heatmaps sichtbar. Konflikte mit Wanderern, Jägern, Grundstücksbesitzern und Naturschützern sind dadurch vorprogrammiert und die Anzahl von Beschwerden in den Tourist-Informationen häufen sich. Destinationen reagieren darauf häufig mit Verbotsschildern, erreichen damit aber oft genau das Gegenteil. Gerade wenn die Verbote keiner gültigen Rechtsgrundlage unterliegen, spricht sich das in der Community herum. Oft gelten die untersagten Trails bei ihnen sogar als besonders gut. Destinationen müssen sehr bedacht mit dem Thema umgehen, denn ein Image nimmt schnell Schaden, wenn der Eindruck entsteht, die Regulierung und das Eingreifen nehmen zu viel Einfluss auf das freie Ausleben einer Sportart.
Was können Destinationen tun?
Nach unserer Erfahrung können Regionen und Tourismusgebiete dem Problem nur mit einem guten Angebot begegnen. Denn nur ein gutes Touren-Angebot kann ein ungewolltes Touren-Angebot besiegen. Eine Destination wird dieses Problem nie vollkommen kontrollieren können, allerdings muss jetzt damit begonnen werden, sich der Entwicklung anzunehmen. Je früher eine Destination damit beginnt das Angebot zu lenken, desto mehr Einfluss hat sie auf die Inhalte der Community. Ein gutes, offizielles Wegenetz beeinflusst das Verhalten der Outdoor-Sportler und eröffnet ihnen die Möglichkeit, die besten Touren innerhalb dieser Daten zu finden. Ein frühzeitiges Eingreifen verhindert so die Etablierung von ungewollten Gewohnheiten.
Wie entsteht ein funktionierendes Wegenetz?
Basis für das Vermeiden des beschriebenen Sachverhalts ist ein funktionierendes Wegenetz, welches in beliebte Touren- und Kartenportale eingespielt wird. Idealerweise ist dies ein offizielles, abgestimmtes Wegenetz. Dieses entsteht nur dann, wenn sich alle lokalen Stakeholder auf einen Netzvorschlag verständigen. Alle Parteien müssen eingebunden werden, damit Vorbehalte berücksichtigt werden können. Mit Hilfe einer moderierten Diskussion wird ein Kompromiss erarbeitet, der sowohl den Stakeholdern, als auch den Gästen zugutekommt. Damit das Wegenetz auch akzeptiert wird, muss den Gästen und Einheimischen ein attraktives und abwechslungsreiches Angebot zur Verfügung gestellt werden, welches die verschiedenen Bedürfnisse abdeckt. Bisherige Lösungen beschränken sich oft darauf, das Mountainbike-Netz auf Forststraßen zu reduzieren. Dies ist allerdings eine reine Verschwendung von Zeit und Ressourcen. Zwar sind Forst- und Asphaltstraßen als Auffahrten bzw. Verbindungsstücke notwendig für zusammenhängende Touren, allerdings muss ein funktionierendes, attraktives Angebot aus möglichst vielen Pfaden, Karrenwegen, oder ähnlichem bestehen. Auch aufgelassene, überwucherte und alte Wege eignen sich bestens für Mountainbike-Trails.
Was müssen Destinationen tun? Pflicht und Kür:
Auch wenn sich eine Destination nicht als Mountainbike-Region positionieren will, ist es eine Pflichtaufgabe, sich dieser Herausforderung zu stellen, um die vorhandenen Aktivitäten zu kanalisieren. Der Fokus liegt hier auf der digitalen Erarbeitung und Veröffentlichung des Wegenetzes. Zudem ist eine Beschilderung des Netzes hilfreich, denn beschilderte Touren und Wege funktionieren besser.
Möchte sich eine Destination neben der normalen Kanalisierung von Aktivitäten explizit als attraktive Mountainbike-Destination positionieren, müssen zusätzliche Angebote wie Bikeparks oder Flowtrails integriert werden.
Das Wegenetze ohne Beschilderungen sehr wohl funktionieren können wird in Finale Ligure seit über 20 Jahren bewiesen.
http://www.schymik.de/wordpress/schilder/
Was nicht funktioniert ist der Versuch die Mountainbiker auf unattraktive Strecken zu kanalisieren.
Nur die Kombination aus dem uneingeschränkten Recht auf allen vorhandenen Wegen und fahren zu dürfen und zusätzlich die Schaffung von speziell angelegten Mountainbikestrecken macht eine Region wirklich attraktiv
Hallo Herr Schmyk,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Wichtig ist, dass die Bedürfnisse aller Parteien, egal ob Sportler, Destination oder Grundstückbesitzer, gleichermaßen berücksichtigt werden. Ziel ist es nicht, MTB-Fahrer auf unattraktive Strecken zu verfrachten, sondern allen Sportlern ein attraktives und aufeinander abgestimmtes Angebot zu bieten.
Viele Grüße,
Dein Team von Outdooractive
Warum wird von vorneherein unterstellt, dass es grundsätzlich Konflikte gibt, nur weil Mountainbiker auf dem vorhandenen Wegenetz unterwegs sind? Studien sehen die wenigen Konflikte nur dort, wo an wenigen schönen Tagen sehr viele Nutzer gleichzeitig unterwegs sind. In der Fläche und der Mehrzahl der Tage funktioniert das Miteinander gut.
Würden die anderen Belangträger akzeptieren, dass Mountainbiker sich seit 30 Jahren am vorhanden Wegenetz orientieren, dann sind viele der angeblichen Konflikte nicht mehr existent. Denn tatsächlich werden die Konflikte nur vorgeschoben, weil man Mountainbiker grundsätzlich nicht dulden möchte.
Statt auf teure, technische Lösungen zu setzen, wäre es sinnvoller für das gemeinsame Miteinander zu werben. Denn Mountainbiker werden immer das gesamten Wegenetz nutzen, weil ihre Ansprüche sehr individuell sind. Die eingesparten Mittel könnte man in neue attraktive Angebote investieren.
Hallo Herr Mittelstädt,
vielen Dank für Ihr Feedback zu unserem Blogartikel. Natürlich geben wir Ihnen Recht, dass ein integratives Miteinander, gerade beim Betreiben von Freizeitsport, die wichtigste Voraussetzung ist. Einige Konflikte könnten dadurch absolut vermieden werden. Fakt ist, dass sich bei unseren Partnern die Beschwerden der Gäste häufen, oft fühlen sich andere Sportler eingeschränkt (natürlich nicht nur von MTB-Fahrern!). Nur eine Diskussion mit allen Stakeholdern schaffen einen Ansatz für das Verständnis und die Notwendigkeit einer Lösung. Mit dem Artikel möchten wir unsere Erfahrung, die wir täglich mit unserer Plattform und unseren Partnern sammeln, weitergeben. Regionen müssen einen anderen Ansatz als Verbotsschilder finden, um am Ende ihr Ziel zu erreichen: Alle Gäste gleichermaßen glücklich zu machen.
Viele Grüße,
Dein Team von Outdooractive
Wo wird denn durch Mountainbiker Grundstückseigentum zerstört? Wohlgemerkt, wir reden hier darüber, dass Mountainbiker das vorhandene Wegenetz nutzen. Evtl. Wegschäden gab es schon immer und können einfach durch entsprechende Wegpflege saniert werden. So war das schon bevor es MTB´s überhaupt gab und Mountainbiker sind natürlich auch aufgefordert hier Verantwortung zu übernehmen. Der Tourismus ist aufgefordert die Gelder in die Wegpflege, statt in Beschilderungskonzepte, stecken.
Dieses bitte nicht vermengen mit der Problematik der illegal angelegten Wege. Diese sind nicht zu akzeptieren. Zeigen aber einen Bedarf nach attraktiver Infrastrukur. Hier könnte der Tourismus, wie von mir vorgeschlagen, aktiv werden und Angebote schaffen. Das ist aber ein punktuelles Problem und nichts wofür es ein MTB-Wegekonzept benötigen würde.
Die Frage der Haftung ist geklärt. Der Grundeigentümer ist von der Haftung nach §14 Bundeswaldgesetz von allen Gefahren, die sich aus der Natur und der ordnungsgemäßen Bewirtschaftung, ergeben freigestellt. Nur wenn der Grundbesitzer atypische Gefahren schafft oder duldet, mit welchen der Nutzer nicht rechnen muss und die nicht vom Nutzer rechtzeitig wahrgenommen werden können, dann könnte evtl. eine Haftung eintreten. Dies bedeutet die Anforderungen überhaupt in eine Haftung zu kommen, sind sehr hoch und entsprechend leicht vermeidbar. Denn im Grundsatz handelt der Nutzer auf eigene Gefahr.
Dass die 2-Meter-Regel flächendeckend ignoriert wird, zeigt die Nutzlosigkeit dieser Regelung. Andere Bundesländer benötigen diese Diskriminierung nicht. Die einzige Lösung ist, diese Regelung abzuschaffen, weil sie fachlich nicht begründbar ist und damit niemandem einsichtig. Auch hier darf der Tourismus gerne unterstützend wirken.
Bzgl. der Beschwerden stellt sich auf Nachfrage fast immer heraus, dass es gerade Mal eine handvoll Beschwerden sind, die bei den Tourismusbüros eingehen. Studien zeigen, dass in der Fläche das Miteinander funktioniert. Nur an ganz wenigen Tagen, wenn viele Menschen draussen sind, dann kann es zu Konflikten kommen. Dieses Phänomen des „Crowdings“ kommt in vielen Bereichen des Zusammenlebens vor. Warum deshalb Mountainbiker jederzeit nur auf wenige Strecken kanalisieren werden sollen ist damit nicht begründbar.
Man muss den Anspruch des Tourismus, jedem Gast „Ungestörtheit“ zu bieten in Frage stellen. Denn dies kollidiert mit dem Betretungsrecht, in welchem es vorgesehen ist, dass die Nutzer die Wege gemeinsam nutzen und gegenseitig Rücksicht zu nehmen haben. Genau so wie es für einen Mountainbiker zumutbar ist bei Begegnungsverkehr langsam zu machen und ggf. abzusteigen, genau so ist es für einen Wanderer zumutbar, dass er unterwegs Mountainbikern begegnet.
An den wenigen Punkten, wo wirklich viel Verkehr ist, können neue Strecken für eine Entlastung sorgen. Ein flächendeckendes MTB-Wegekonzept ist dafür aber nicht das richtige Instrument.
Mit der DIMB gibt es einen Fachverband, der sich mit diesen Fragen seit Jahren beschäftigt und der gerne zur Beratung bereit steht, welche MTB Konzepte funktionieren und welche nicht.