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Remote arbeitend mit dem Fahrrad quer durch Europa – Wie ein finnisches Unternehmen mit dem Fahrrad zur Outdooractive Sommerkonferenz nach Deutschland kam

Pirjo Räsänen, Resellerin von Outdooractive für den finnischen Markt, pendelt 2100 Kilometer mit dem Fahrrad von Litauen nach Immenstadt in Deutschland zur Outdooractive Sommerkonferenz.

Die Teilnahme an internationalen Konferenzen und Veranstaltungen mag ja üblich sein, aber für den finnischen Reseller der digitalen Tourismusplattform Outdooractive waren die üblichen Transportmöglichkeiten nicht attraktiv. Stattdessen entschied man sich, mit dem Fahrrad zu der Veranstaltung in Südbayern zu fahren – und dabei zu arbeiten.

Am 7. Mai machte sich Pirjo Räsänen, die Geschäftsführerin von Ellare Oy, dem Vertriebspartner von Outdooractive für den finnischen Markt, mit dem Fahrrad auf den Weg, um am 29. Juni in Immenstadt zur jährlichen Outdooractive Sommerkonferenz zu erscheinen. In Zahlen ausgedrückt bedeutete die Radreise: 5 Länder, 35 Tage, 2100 Kilometer, 3500 Höhenmeter und 15 Arbeitstage „on the road“.

Pirjo und Ellare Oy unterstützen seit über 20 Jahren finnische Reiseziele bei der Entwicklung des Natur- und Aktivtourismus und verfügen über besondere Erfahrung beim Ausbau des Radtourismus. Die erfahrene Bikepackerin nahm die Sommerkonferenz zum Anlass, ihre Leidenschaft für das Radfahren und die Erkundung Europas, ihre Position als Vertreterin für Outdooractive in Finnland und ihre Rolle als Verfechterin des Fahrradtourismus miteinander zu verbinden und nahm ihren Laptop in ihren Fahrradtaschen mit, um von unterwegs aus zu arbeiten.

„Der schwierigste Teil war, regelmäßig gutes Internet zu finden. Ich habe unterwegs Verträge geschrieben, aber auch Webinare geleitet. Dafür braucht man ein schnelles und stabiles Internet.“

Getreu dem Motto „Eat your own dog food“ hat Pirjo die gesamte Reise mit Outdooractive geplant. Outdooractive ist Europas größte digitale Plattform für Outdoor-Aktivitäten und Tourismus, die von Millionen von Verbrauchern genutzt wird, um ihr perfektes Abenteuer zu finden. Tausende von Reisezielen vertrauen deshalb auf Outdooractive, um ihre Gäste zu leiten und ihre Reiseziele zu verwalten.

Bei der Planung der Route für ihre epische Reise nutzte Pirjo vor allem Premium-Inhalte von Destinationen und anderen offiziellen Partnern, die auf der Outdooractive Plattform verfügbar sind. „Auf diese Weise konnte ich immer sicher sein, dass die Trails gut zu befahren sind. Was die Community als ‚gute‘ Radroute sieht, ist auch manchmal gut, aber halt auch sehr subjektiv. Da Outdooractive von so vielen Destinationen genutzt wird, konnte ich mich voll und ganz auf die ‚offiziellen‘ Inhalte verlassen“.

Für Pirjo war diese Radtour eine Möglichkeit, sich vom Arbeitsalltag zu erholen, die App, für die sie täglich arbeitet, zu nutzen und ein Fazit zu ziehen: „Die Navigationsfunktion in der Outdooractive App ist wirklich das Beste, wenn man durch die unterschiedlichsten Länder der Welt radelt. Sowohl auf dem Land als auch in der Stadt.“

Neben der atemberaubenden Landschaft – „Ich habe auf dem wohl schönsten Campingplatz entlang der Donau übernachtet“ – war für Pirjo vor allem die Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Einheimischen entlang der gesamten Strecke beeindruckend. „Der schwierigste Teil der Reise war, glaube ich, in Polen. Es gab einen Streckenabschnitt, der von den jüngsten Überschwemmungen betroffen war und sich in eine wahre „mutavelli“ (finnisch für Schlammgrube) verwandelt hatte. Es war schwierig, mit dem Rad zu fahren, ich stürzte, und sowohl mein Rad als auch ich waren völlig im Schlamm versunken. Ich schaffte es bis zu einem Hinterhof und fragte die Bewohner nach Wasser. Trotz der Sprachbarriere konnten sie sehen, was ich brauchte. Das war wohl eindeutig. Die Bewohner reichten mir ihren Gartenschlauch und ich konnte mich und das Fahrrad in ihrem Garten reinigen!“

Pirjo außerdem: „Die Begegnung und der Austausch mit Einheimischen und anderen Radreisenden war ein Höhepunkt der Reise“. Es gibt kaum eine nachhaltigere Art des Reisens als die mit dem Fahrrad. Werte, für die Outdooractive steht und die Pirjo durch ihre 35-tägige Fahrradreise aus eigener Muskelkraft absolut vertritt.

Und weil sie noch nicht genug hat, hat sie einfach noch ein paar Wochen drangehängt und radelt gerade von Prag zurück nach Travemünde und nimmt dann die Fähre nach Helsinki. Doch diese Rückreise ist ein reiner „Erholungsurlaub“ – der Laptop bleibt geschlossen.

Eine Karte mit Pirjos epischer Reiseroute kann online eingesehen werden unter:

https://www.outdooractive.com/de/route/fernradweg/radsommer-2023-von-litauen-nach-deutschland/802954249/#dm=1&dmdtab=oax-tab1

Aktueller Wandel im Destinationstourismus

Das Allerwichtigste zuerst: Lasst euch nicht verrückt machen!
Touristiker haben es nicht leicht. Von allen Seiten kommen bahnbrechende Neuerungen, künstliche Intelligenz und Fachleute und Berater machen Prophezeiungen, was in ein paar Jahren überhaupt noch existieren wird. Deswegen mein gut gemeinter Rat: Lasst euch nicht verrückt machen! Nachfolgend beschreibe ich meine ehrliche Meinung, was ich machen würde, wenn ich Tourismusverantwortlicher in einer Destination wäre.

Das Wichtigste ist das Produkt
Ich schlage vor, dass wir alle uns immer mal wieder auf das besinnen, um was es letztendlich geht. Den Gästen eine großartige Zeit bescheren, die sie niemals vergessen und auch weitererzählen werden. User Experience also. Das klingt zwar ziemlich digital, die digitale Seite ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn neben allen digitalen Informationskanälen und Urlaubsbegleitern geht es immer noch um das Erlebnis vor Ort, das Essen & Trinken, die Unterkunft, die Anreise, die Ausflüge und Touren, die Kultur und das Wetter. Diese analogen Erlebnisse werden besser gefunden, sind besser planbar und können besser dokumentiert und geteilt werden, wenn es zu ihnen ein digitales Pendant gibt, den digitalen Zwilling.

Herausarbeiten der eigenen Stärken
Lernt, Nein zu sagen. Nicht jede Destination ist in jeder Disziplin super. Und lernt, Klischees zu bedienen. Genau das sind die Dinge, wo die Destination stark ist, und weswegen ein Gast kommt, wenn er denn kommt. Die Einheimischen können vielleicht die immergleichen Klischees oft schon nicht mehr hören, oder schauen neidig auf Leuchttürme, bei denen vermeintlich immer alles besser ist. Das Gras ist auf der anderen Seite des Zauns immer grüner. Die Einwohner sehen ihren eigenen Ort immer zu negativ: „Bei uns ist doch nichts los“. Aber das stimmt nicht! Ich finde, die Digitalisierung hilft dabei, die eigenen Stärken herauszuarbeiten, das sind nicht immer große Dinge, aber Besondere, und darauf muss man sich konzentrieren. Aus diesen Stärken entsteht auch die Marke und damit für den Gast der Grund, warum man gerade dort hinfahren sollte.

Digitalisierung
Alles! Gar alles! Solange man beim Blick aus seinem Fenster noch etwas sieht, was noch nicht in der Datenbank ist, ist man nicht fertig. Solange es im Ort noch etwas gibt, was man nicht mit Kreditkarte bezahlen und online buchen kann, ist man noch nicht fertig. Solange es noch gesperrte Wanderwege gibt, die nicht auf der Online-Karte eingetragen sind, ist man noch nicht fertig. Solange man seine Gäste nicht digital kennt und weiß, was sie machen, ist man noch nicht fertig.

Künstliche Intelligenz
Kein Grund, sich verrückt zu machen. Und auch kein Grund, auf irgendetwas zu warten. Ein gutes Angebot gestalten mit den Leistungsträgern und digitalisieren. Jegliche Form der Nutzerkommunikation benötigt perfekte Daten. Ganz gleich ob das herkömmliche Webseiten und Apps sind, Suchmaschinen, conversational Interfaces (Chatbots & Co.) oder das Metaverse. Jemand muss die Öffnungszeit des Museums korrekt digital erfassen und aktuell halten. Und alles andere, was man für einen Urlaub oder Tagesausflug braucht. Die Systeme holen sich die Daten aus dem Netz. So wie die Suchmaschinen das schon lange tun. Die Systeme werden auch nach ihrer eigenen Logik werten, was die besten, richtigsten und die aktuellsten Daten sind. Das bedeutet: Daten erzeugen. Gute Daten, alle Daten, und diese aktuell halten.

Open Data spielt dabei keine Rolle
Suchmaschinen ist es schon immer egal, ob die Daten open sind oder nicht. Genauso ist es mit der künstlichen Intelligenz. Daten werden von vielen Systemen zukünftig auch nicht mehr mit Quellenverweis und Lizenz usw. im Original angezeigt, sondern je nach Anwendungsfall zu einer Antwort verarbeitet. Die Open Data Hubs sind nicht im Grunde verkehrt, sie kommen nur mindestens 10 Jahre zu spät. Die Plattformen und Systeme warten nicht darauf, sondern bauen sich bereits ihre eigene digitale Welt. Was an Information derzeit fehlt, wird dazu erfunden. Das gilt es zu vermeiden, indem die fehlenden Daten möglichst schnell von der offiziellen Quelle zur Verfügung gestellt werden. Bei Outdooractive nennen wir das die „Allianz der Offiziellen“, in der wir die offiziellen Daten von vielen Stakeholdern vereinigen zu einem offiziellen Datensatz – den digitalen Reiseführer der Destination. Reinen Content Datenbanken fehlt der Reiseführer Überbau um einen Gast umfassend zu informieren und die Tools, um den Gast zu begleiten.

European Data Spaces
Die EU geht einen zukunftsträchtigen Weg mit den GAIA-X Data Spaces. Da wird an einem Daten Ökosystem gearbeitet, das eben nicht eine zentrale Datenbank sein soll und auch nicht Open Data erfordert. Es entsteht eine vernetzte Datenlandschaft, in welcher die Daten von vielen Plattformen und Datenbanken zusammenfließen und über standardisierte Datenformate und Schnittstellen ausgetauscht werden können. Für eine Anwendung können dann die Daten sowohl als auch Services aus verschiedenen Systemen kommen. Buchbare Leistungen oder Services mit anderen Businessmodellen können einfach zusammengebaut werden. Lizenzvereinbarungen und Business-Vereinbarungen können dann auf einfache Weise geschlossen werden (Smart Contracts) mitsamt der Nutzung der APIs. Wir bei Outdooractive bauen seit mittlerweile 20 Jahren an genau so einem System, bei dem die Daten verschiedener Quellen zusammenfließen und mit Standards für Rechte, Technologie und Businessmodelle organisiert werden. Deswegen wurden wir von der EU ausgewählt, die Strukturen für den Europäischen Tourismus Dataspace mit zu erarbeiten. Die Tourism Technology Alliance (TTA) ist bereits eine erste sichtbare Erscheinung davon, wie die Daten in Zukunft fließen werden. Weitere Partner schließen sich gerade bei der TTA an. KI wird diese Modelle nicht ersetzen, denn es braucht weiterhin das Produkt und die Möglichkeit es zu buchen und zu genießen.

Nachhaltigkeit
Es gab eine Zeit, in der konnte ich das Wort schon nicht mehr hören, wird es doch inflationär gebraucht und oft für Werbezwecke missbraucht und meistens hat es auch kaum substanziellen Inhalt. Aber genau genommen sind die Vision, Mission, die Werte, Produkte und Services von Outdooractive ausnahmslos auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Nicht nur ich selbst bin tief verwurzelt in einer alpinen Kulturlandschaft, in der man traditionell nichts tut, was die Existenz der Nachfahren schädigt, sondern auch das gesamte Team und das Unternehmen Outdooractive kümmert sich leidenschaftlich um Nachhaltigkeit. Deswegen ist Outdooractive auch anders. Die Plattform ist nachhaltig gebaut, um langfristig den Destinationen und Leistungsträgern ihre Kommunikationshoheit wieder zurückzugeben und um mit der Allianz der Offiziellen das offizielle – und damit letztlich auch nachhaltige – Angebot in den Destinationen zu digitalisieren.

Verkehr
In vielen Forschungsprojekten kümmern wir uns seit Jahren darum, den Verkehr in Destinationen nachhaltiger zu gestalten. Da geht es um die Auszeichnung von ÖV freundlichen Touren, um flexible Erlebnisbusse, und um umweltfreundliche Anreise. Wir integrieren die Öffentlichen Verkehrsmittel nahtlos in die Anwendungen der Plattform, um für die Anreise und den Verkehr vor Ort im richtigen Kontext Öffentliche Verkehrsmittel anzubieten.

Zertifizierungen
Um den Gästen, denen Nachhaltigkeit eine bewusste Entscheidung zu ermöglichen kümmern wir uns derzeit darum, dass die mehr als 200 verschiedenen Gütesiegel mit Daten unterfüttert werden. Ich leite unter dem Dach der obersten Institution für Nachhaltigkeits-Zertifizierungen der GSTC eine Working Group für die Definition eines einheitlichen Datenstandards für Businesses, Tour Operator und Destinationen, jetzt gerade auf der GSTC Conference 2023 in Antalya. Das Ziel ist es, einheitliche Indikatoren anzeigen und filtern zu können für verschiedene Aktionen für die Nachhaltigkeit, wie z.B.: Energieverbrauch, regenerative Energie, Wasserverbrauch, Abfall, Schadstoffausstoß, lokale Produkte und faire Beschäftigung.

 

 

Neues Produkt Feature: Schneehöhenkarte

Auf der Suche nach sicheren Touren im Schnee? Am liebsten mit viel Schnee für eine gelungene Skitour oder möglichst wenig Schnee für eine winterliche, aber sichere Route zu Fuß? Wir stellen Ihnen unser neuestes Feature vor: die Schneehöhenkarte für den Alpenraum.

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Was wirklich wichtig ist – Gedanken von unserem CEO für 2023

(Lesedauer: 9 min.)

In der ruhigen Zeit „Zwischen den Jahren“ hat man auch als CEO eines international stark wachsenden Unternehmens mal ein wenig Zeit zum Durchschnaufen und Gedanken sortieren. Bei mir führt das regelmäßig dazu, dass alle Eindrücke der vergangenen Monate in einen Plan für die kommenden Monate verwandelt werden. Nachfolgend möchte ich gerne ein paar meiner Gedanken und Erkenntnisse mit Euch teilen.

Nachdem 2022 das Reisen wieder erlaubt war, war ich auch gleich wieder auf einigen internationalen Konferenzen unterwegs. Eigentlich ist das nichts Besionderes, aber in diesem Jahr gab es andere Themen. Es ging praktisch immer um Nachhaltigkeit. Das ist nicht weiter verwunderlich, wenn es die Conferenz der GSTC in Sevilla ist, oder die Conferenz von Green Destinations in Athen. Aber wenn selbst die größte Digital- und Investoren-Konferenz, die NOAH Conference in Zürich jetzt voll auf Sustainability gepolt ist, dann ist etwas passiert. „Sustainable is the new Digital“ sagte Marco Rodzynec, der Gründer von NOAH auf der Conferenz im Dezember.

Ich würde von mir nicht behaupten, dass ich ein Grüner bin, jedenfalls nicht bei den Wahlen. Aufgrund meiner kulturellen Herkunft bin ich allerdings von Haus aus sehr tief verwurzelt in meiner Allgäuer Heimat und ich bin aufgewachsen mit den Werten und Traditionen eines Bergvolkes, das von und mit der Natur lebt. Bei uns sind die Ressourcen, die wir verbrauchen, seit jeher so bewusst eingesetzt, dass das Land, auf und von dem wir leben, auch unsere Nachfahren ernähren kann.

Bei mir hat sich dieser Lebensstil auch in die moderne technische Welt übertragen. Wir heizen unser Positiv-Energie-Haus seit vielen Jahren mit einer Wärmepumpe, die mit Solarstrom betrieben wird, den wir selbst auf unserem Dach produzieren. Wir fahren mit Strom, seit es Elektroautos gibt – auch wenn die Politik und die Autoindustrie es einem dabei nicht gerade leicht machen. Wir vermeiden Abfall und Plastik, wo es geht. Wir kaufen lokale Produkte und schauen auf Qualität, auch wenn das etwas mehr kostet. Und, ich drucke schon lange nichts mehr auf Papier aus.

Unsere komplette Firmenflotte ist seit Jahren mit Strom auf den Strassen unterwegs und wir nutzen die Bahn, soweit das sinnvoll möglich ist. Die deutschen Autohersteller haben diese Notwendigkeit (nicht Trend) – protegiert von der deutschen Politik – volles Rohr verschlafen. Wir kaufen trotzdem immer schon deutsche Autos, um uns nicht noch mehr von anderen Weltmächten abhängig zu machen. Auch wenn Tesla in Deutschland produziert, geht das Geld trotzdem nach Amerika zu einem Verrückten. Bei meinem neuen High-Tech E-Auto fiel vor Weihnachten die Heizung aus und auch wenn ich als Bergmensch auch mit Jacke Auto fahren könnte, frieren dennoch die Scheiben zu. Früher war das Autohaus in der Lage, ein Ersatzteil am nächsten Tag zu bekommen – bei meinem Auto dauerte das jetzt drei Wochen. Ich denke, es braucht in der deutschen Vorzeige-Industrie ein Umdenken, von Bestandsschutz hin zu Innovation und von kurzfristigen Börsenkursen hin zu nachhaltigem Wirtschaften. Das, was Tesla jetzt ist, wäre eigentlich die Rolle der deutschen Autobauer gewesen.
Und die Deutsche Bahn tut ebenfalls alles dafür, dass man die Öffentlichen Verkehrsmittel lieber nicht nutzen möchte. Wieso ist denn so eine wichtige Infrastruktur (auch Häfen, Flughäfen, Internet, Stromnetz, etc.) nicht, wie es bei den Strassen der Fall ist, einfach in der Hand des Staates und die Regierung handelt im Sinne des Volkes und der notwendigen Prioritäten?

Auf der NOAH Conference habe ich als Speaker Outdooractive vorgestellt mit „Sustainability through Digitization“. Ich war der drittletzte von mehr als 300 Speakern, deswegen hatte ich viel Zeit, mir die anderen Vorträge anzuhören.

Beim Thema Energie gibt es gleich mehrere Firmen, die eine ganzheitliche Lösung anbieten. Wenn auf jedem Dach eine Solaranlage installiert würde, reichte das aus, um den weltweiten Energiebedarf zu decken. Um den Strom zwischenzuspeichern braucht es einen Speicher in jedem Haus, damit der Strom, der an sonnigen Tagen produziert wird, auch in der Nacht oder bei schlechtem Wetter zur Verfügung steht. Und natürlich braucht es auch eine Ladestation für die Elektrofahrzeuge in jedem Haus. Die Häuser werden mit elektrisch betriebenen Wärmepumpen beheizt. Ein intelligentes Strom-Management sorgt dafür, dass die Energie richtig verteilt wird. Mit der Einbeziehung der Batterien der E-Autos entsteht ein großer dezentraler Energiespeicher. Und ein Ort wird durch die Vernetzung zu einem dezentralen Kraftwerk. Damit braucht es keine der heutigen Kraftwerke als Energiequellen mehr und die Politik könnte sich um eine zukunftsfähige Lösung kümmern, anstatt über Energielieferungen aus fragwürdigen Staaten zu verhandeln und anstatt die Laufzeiten der Kraftwerke zu verlängern. Es gibt Firmen, die solche Lösungen im Paket anbieten. Deren Angebote gehen sogar so weit, dass die Hauseigentümer die Investition gar nicht selber finanzieren müssen, sondern das Produkt wird als Abo-Vertrag angeboten mit einer monatlichen Gebühr. Mit der Gebühr bezahlt man dann nicht mehr die Bereitstellung von Energie, sondern die Benutzung von Hard- und Software. Der Flaschenhals für die schnelle flächendeckende Implementierung dieser Lösung ist einerseits die Industrie, die leider die Technologie nicht so schnell produzieren kann und andererseits das Handwerk, das nicht so schnell so viele solcher Anlagen installieren und betreuen kann. Leider habt sich die europäische Wirtschaft zu sehr darauf verlassen, dass die außereuropäischen Produktions-Ketten nicht nur günstig sind, sondern schon auch funktionieren werden. Und leider wurde über eine zu lange Zeit das Handwerk nicht ausreichend entlohnt und wertgeschätzt, so dass es jetzt schwer sein wird, diese fundamentale Kompetenz schnell wieder zurückzuholen.

Bei der Konfiguration meines Autos vor fast zwei Jahren gab es bei den Sitzbezügen die Auswahl „Veganes Leder“. Ich habe das vorschnell und verächtlich abgetan als: Das wird schon wieder so ein Plastik-Zeug sein. Und dann habe ich Echtes Leder bestellt in der Meinung, das ist wenigstens ein Naturprodukt (zumindest wenn der Gerb-Prozess nicht zu viele Schwermetalle beinhaltet) und die Haut der Tiere würde ja sonst im Abfall landen. So kann man sich irren. Jetzt habe ich gelernt wie die Zukunft der Nahrungsmittelversorgung aussieht. Wir wissen alle, dass die derzeitige Nahrungsmittelproduktion auf landwirtschaftliche Art unseren Planeten ruiniert. Wir leben heute schon quasi auf Pump von unseren Nachfahren und wenn die Bevölkerung weiter wächst, steht das in einem krassen Gegensatz zur Lösung des Klimaproblems. Dieses Dilemma ist auf herkömmliche Art nicht mehr zu lösen, auch nicht, wenn wir jetzt alle auf vegetarische Ernährung umstellen würden. Es gibt aber eine Lösung, und die heißt: Unsere Nahrung wird zukünftig in großen Stahltanks hergestellt, in denen Nährlösungen, Pilze, Algen und Fermentierung-Prozesse Eiweiße erzeugen. Ich hasse industriell erzeugte Lebensmittel. Wenn bei mir die Zutaten-Liste eines Lebensmittels länger ist als eins, und wenn dann auch noch kryptische chemische Ausdrücke enthalten sind, dann steigt meine Abneigung exponentiell. Aber bei der zukünftigen Erzeugung der Eiweiße durch die neuen Verfahren sind keine unnatürlichen Chemikalien im Spiel. Diese Prozesse sind vergleichbar mit dem Nachzüchten menschlicher Teile aufgrund der menschlichen DNA. Mit der Integration der DNA unserer gewohnten Nahrung entsteht dann auch ein exakter Nachbau von dem was wir kennen und mögen, da gibt es also keinen Unterschied. Nur die Herstellung schädigt den Planeten nicht mehr, denn die kann dezentral erfolgen, also jeder Ort hat seine eigene Produktion und die Lebensmittel müssen nicht mehr weite Strecken transportiert werden. Die Produktion erfolgt in einem großen Edelstahlbehälter (im Dunkeln) und die Energiezufuhr kann direkt über Solarmodule auf dem Dach erfolgen. Bei der Produktion können alle Arten von Eiweiß-basierten Lebensmittel definiert werden. Das vegane Leder für meine nächsten Autositze ist da auch dabei und für mich ist das der nächste logische Schritt, denn es werden ja auch keine Tiere mehr geschlachtet.

Kriminelle, die sich Klimaaktivisten nennen und Gemälde zerstören und den Verkehr aufhalten, sollte man bestrafen und ihnen nicht noch mediale Aufmerksamkeit schenken. Politiker, die sich seit vielen Jahrzehnten den Mahnungen der Wissenschaft verwehren und die sich trotzdem auf Klimakonferenzen treffen, entweder keine Zusagen machen, oder die gemachten Zusagen verschieben, sollte man ebenfalls zur Rechenschaft ziehen. Diese Politiker handeln egoistisch indem sie für Wählerstimmen bei der nächsten Wahl die notwendigen Entscheidungen nicht treffen und damit das Problem auf ihre Nachfolger und auf die gesamte Weltbevölkerung übertragen. Leider gibt es für schlechte Politiker kein Regulativ außer das jeweilige Volk, und die Möglichkeit der Veränderung bei der nächsten Wahl – falls es in dem jeweiligen Land überhaupt eine demokratische Wahl gibt. Insgesamt wird also nur Information und Aufklärung der Bevölkerung helfen, deutliche Richtungswechsel einzuschlagen.
Ich bin der Überzeugung, dass nur ein radikaler Richtungswechsel überhaupt eine Reduktion des Trends bewirken kann. Ich habe viele Vorträge gehört die begannen mit „Wir haben keine Zeit mehr“ und es gab auch nicht wenige die begannen mit „Es ist eigentlich schon zu spät“. Das waren Vorträge von Firmen, NGOs und Investoren, die sich mit dem Pflanzen von Bäumen in Afrika beschäftigen. Ich gebe hiermit zu, ich habe die Bäumepflanzer immer belächelt. Ich habe die Kompensation von Treibhausgas abfällig als modernen Ablasshandel gesehen und war der Meinung, dass nur eine radikale Umkehr bei der Produktion von CO2 die Lösung sein kann. Mittlerweile glaube ich tatsächlich nicht mehr, dass das alleine ausreichen wird. Natürlich müssen wir alle Emissionen dramatisch reduzieren, in vielen Bereichen komplett auf Null (siehe oben). Dort wo das nicht so schnell und nicht so einfach geht, muss die enstehende Menge CO2 in Pflanzen gebunden werden, die zusätzlich gepflanzt werden (denn die bestehenden Pflanzen reichen ja offensichtlich nicht für unsere Emissionen). Ich habe jetzt auch verstanden, wie daraus eine tragfähige Industrie mit einem CO2 Handel entstehen kann, und warum Investoren in Firmen investieren, die den Boden verbessern, für Bewässerung sorgen, Bäume pflanzen und mit Sensoren die Umwelt, das Wachstum und viele weiteren Werte überwachen und in die Daten auf Plattformen bringen. Und jetzt finde ich auch den modernen Ablasshandel gut und finde, dass diejenigen, die den Dreck verursachen, auch diejenigen bezahlen müssen, die ihn wegräumen – in dem Fall ein Gas, das auch gut in Afrika mit Bäumen weggeräumt werden kann.

Es gibt mehrere Hundert Gütesiegel für Nachhaltigkeit. Ich verdrehe immer die Augen, wenn unsere Tourismus-Kunden immer wieder mit neuen Gütesiegeln und Zertifizierungen daherkommen. Als Endbenutzer kann ich ehrlich gesagt derzeit damit nichts anfangen. Ich habe es aufgegeben, zu verstehen, was sich hinter den Gütesiegeln verbirgt. In den meisten Fällen ist aus meiner Sicht Marketing-getriebenes Greenwashing anstatt ehrlich gemeintem Umdenken.
Beruflich gesehen komme ich dem Thema aber nicht aus. Und ich will dem Thema auch gar nicht auskommen, denn mein Ehrgeiz, die Tourismus-Welt zu digitalisieren, umfasst auch den gesamten Themenkomplex der Nachhaltigkeit.
Bei Outdooractive kümmern wir uns seit unserer Gründung um alle Themen der Nachhaltigkeit, von der Vermeidung von (Individual-)Verkehr über den Schutz der Natur bis hin zur Lenkung der Besucher. Daher ist es voll und ganz in unserem Ansinnen, dass wir uns auch noch tiefer gehend um die Themen kümmern, wie z.B. Energie, regionale Produkte und regionale Wertschöpfung, Abfallvermeidung und Kreislaufwirtschaft, und weitere.
Wir sind Partner von Green Destinations, Mitglied beim GSTC und arbeiten mit vielen weiteren Organisationen zusammen, bei denen es um die Themen Zertifizierung und Gütesiegel geht. Seit meinem Besuch bei der GSTC2022 in Sevilla, wo ich ein Teilnehmer eines Panels war und mich mit vielen Stakeholdern in der Zertifizierungs-Branche unterhalten habe, ist mir klar:

  1. Es braucht so eine übergeordnete unabhängige Organisation wie die GSTC, die die Kriterien festlegt und sich darum kümmert, dass die Zertifikate vergleichbar und nachvollziehbar werden für den Konsumenten. Das ist auch das Ergebins unseres ESKINAT Projektes gewesen.
  2. Die GSTC ist angetreten, um dem Wildwuchs eine Ende zu bereiten und einen international anerkannten Zertifizierungs-Standard zu etablieren.
  3. Derzeit herrscht in der Branche ein kompletter Wildwuchs und die totale Goldgräberstimmung bei den sogenannten Certification Bodies, also den Firmen, die die Zertifizierungen vornehmen.
  4. Die Certification Bodies zertifizieren mehr oder weniger nach den GSTC Kriterien, denn die GSTC lässt zu dass es auch „recognized Certifiers“ gibt, die einen anderen Standard haben. Insofern ist GSTC leider nicht GSTC.
  5. Daneben gibt es ja noch die vielen anderen Zertifizierungen und Gütesiegel.
  6. Jetzt fangen auch einzelne Länder an, die Zertifizierung selbst in die Hand zu nehmen und definieren ihre eigenen Kriterien-Kataloge, die an die GSTC angelehnt sind, z.B. Norwegen, Mauritius und die Türkei.

Ich habe mir jetzt vorgenommen (wie gewohnt größenwahnsinnig), die Daten der Zertifizierungen zu harmonisieren und in einen einheitlichen nachvollziehbaren Maßstab (Score) zu bringen. Gütesiegel von einzelnen Organisationen sollen dabei keine Rolle spielen. Und die Daten sollen transparent und für alle einsehbar sein. Mal sehen, wie weit ich damit komme.


 

Hartmut Wimmer, Gründer & CEO von Outdooractive


 

Ich hoffe, ich konnte mit meinen Gedanken ein paar von euch infizieren und auch zum Nachdenken anregen. Vielleicht finden sich ja auch ein paar weitere Mitstreiter in dieser Sache. Und vielleicht habt ihr auch eine Meinung dazu oder Kritik oder andere Rückmeldungen. Ich freue mich über eine rege Diskussion, neue Partnerschaften und viele, denen es nicht egal ist, wie es mit uns und diesem Planeten weitergeht.

Alles Gute und einen schwungvollen Start ins neue Jahr 2023

Hartmut Wimmer

 

 

Community of Practice – Die Hauptveranstaltung

Am 11. Mai nahm Outdooractive an der zweiten „Community of Practice“-Veranstaltung an der Hochschule Kempten teil. Die Veranstaltung richtete sich an alle relevanten Projekte rund um das Thema Besuchermanagement im Allgäu und hatte einige namhafte Besucher auf der Liste.

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3D-Flug-Video 2.0 – Ihre Gäste generieren mehr Reichweite für Sie

Die neue Version der 3D-Flug-Videos von Outdooractive ermöglicht Pro+ Usern jetzt mit einem Klick hochqualitative Videos von einer getrackten Tour zu erstellen. Zudem können die Videos heruntergeladen und minimiert werden, um die Erlebnisse auf Social Media zu teilen. Dadurch werden die Besucher indirekt zu Influencern und vermarkten die jeweilige Region.

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